🎭 Der große Startschuss: So feiert man den 11.11. – Fasnetsauftakt mit Herz, Humor und Tradition
Von den Gassen Villingen-Schwenningens bis zu den Straßen Kölns: Wenn die Glocken elfmal schlagen, beginnt die verrückteste Zeit des Jahres. Der 11. November ist kein gewöhnlicher Tag – er ist der Weckruf für Narren, Hexen, Zünfte und all jene, die wissen, dass Lachen und Ausgelassenheit die besten Waffen gegen den grauen Alltag sind.
🥁 Ein Datum mit Geschichte: Warum der 11.11.?
Der 11. November hat Symbolkraft. Die Zahl 11 steht in der Narrenkultur für das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos – eine magische Zahl zwischen den „zehn Geboten“ und der „zwölf Apostel“. Schon im Mittelalter galt sie als Symbol für das Verrückte, das Überschwängliche, das Nicht-Ganz-Normale. Genau das also, was wir als Narrenfreiheit kennen.
Historisch beginnt an diesem Tag auch das bäuerliche Martinsfest, das das Ende des Erntejahres markiert. Früher war das der Moment, in dem man Vorräte prüfte, Fässer anzapfte und sich mit Gans und Wein für den Winter stärkte – und wer könnte da schon nicht in Feierlaune geraten?
Mit der Christianisierung mischten sich alte Bräuche mit kirchlichen Festen, und aus der ländlichen Feier wurde das, was wir heute als Fasnetsauftakt kennen. Zwischen Dankbarkeit, Übermut und Wein lag nur ein schmaler Grat – und genau da tanzt der Narr bis heute.
🎺 Die erste Narrenstunde: Wenn Masken und Musik die Stadt übernehmen
Wer am 11.11. schon einmal in Villingen-Schwenningen unterwegs war, weiß: Punkt 11:11 Uhr hält die Stadt den Atem an – und dann explodiert sie in einem Meer aus Glocken, Trompeten, Rufen und Lachen. Der Duft von Glühwein liegt in der Luft, während die Zünfte ihre farbenfrohen Häs tragen, Masken aus Holz geschnitzt und mit jahrhundertealter Tradition.
In Köln oder Mainz regnet es Konfetti – im Schwarzwald dagegen ertönen Narrenmärsche und Trommelschläge, begleitet von Hexenrufen und Schellenklang. Unterschiedliche Stile, ein Ziel: Der Alltag soll weichen, und die närrische Freiheit übernimmt das Zepter.
Das Schöne: Jede Region hat ihre eigene Farbe, ihren eigenen Klang. Während die Rheinländer laut und bunt feiern, lebt die schwäbisch-alemannische Fasnet von Mystik, Geschichte und tiefer Verwurzelung. Beides zusammen ergibt das, was man mit Stolz sagen kann: Deutschland ist ein Narrenland!
🎭 Vom Rathaussturm bis zur Schlüsselübergabe
Eine der wichtigsten Traditionen zum Auftakt ist der Rathaussturm. Mit Trommeln, Pfeifen und einem gehörigen Schuss Übermut stürmen die Narren symbolisch das Rathaus und übernehmen die Macht – zumindest für ein paar Wochen. Bürgermeister übergeben lachend die Stadtschlüssel, während die Menge jubelt. Ordnung? Pause! Jetzt regiert der Spaß.
In vielen Städten, etwa in Rottweil, Elzach oder Bad Cannstatt, ist das mehr als Show – es ist ein generationsübergreifendes Ritual. Kinder, Eltern, Großeltern: alle sind Teil dieses kleinen, wunderbar absurden Machtwechsels. Und wenn man genau hinsieht, erkennt man darin ein Stück gelebte Demokratie: Für eine Weile regieren die, die sonst lachen – und nicht die, über die gelacht wird.
🍷 Zwischen Feierlaune und Fastenzeit – der doppelte Charakter der Fasnet
Die Fasnet ist ein Paradoxon auf zwei Beinen: Sie kündigt die Fastenzeit an, steht aber gleichzeitig für Völlerei, Übermut und Feiern. Der 11.11. ist so gesehen der Startschuss für eine Phase, in der die Menschen bewusst „außer sich“ sind – nicht aus Dummheit, sondern aus Lebensfreude.
In alten Zunftaufzeichnungen findet man Hinweise darauf, dass sich Bauern und Handwerker nach der Ernte erlaubten, den Ernst des Lebens abzustreifen. Wer das ganze Jahr geschuftet hatte, durfte wenigstens einmal alles loslassen – und genau das ist der Kern der Fasnet: eine Pause vom Müssen.
Diese Idee ist heute aktueller denn je. Zwischen To-do-Listen und Leistungsdruck brauchen wir Momente, in denen wir uns verkleiden dürfen – nicht, um jemand anderes zu sein, sondern um uns selbst wiederzufinden.
🧙♀️ Hexen, Teufel, Narren – Figuren mit Seele
Jede Zunft hat ihre Figuren, und jede Figur hat eine Geschichte. In Villingen etwa tanzen die Narro und die Alt-Villingerin, in Rottweil zieht der Gschell-Narr durch die Gassen, und in Elzach sorgt die Schuttig-Hexe für Gänsehaut. Diese Figuren sind keine Kostüme – sie sind Teil des kollektiven Gedächtnisses einer Stadt.
Viele Masken werden von Generation zu Generation weitergegeben, von Hand geschnitzt, bemalt und gesegnet. Sie sind Identität in Holz. Und wer einmal eine Fasnet erlebt hat, bei der die Narren durch die Altstadtgassen ziehen, weiß: Das ist kein Theater. Das ist gelebte Geschichte.
🎉 Moderne Fasnet: Zwischen Social Media und Tradition
Natürlich hat sich auch die Fasnet gewandelt. Heute posten Narren ihr Häs auf Instagram, teilen Videos vom Umzug auf TikTok oder organisieren Zunfttreffen über WhatsApp. Doch die Seele bleibt dieselbe – nur die Bühne hat sich vergrößert. Was früher das Rathaus war, ist heute das Internet: ein Ort des Austauschs, der Freude, manchmal auch des Wahnsinns.
Viele Zünfte nutzen soziale Medien, um Nachwuchs zu gewinnen und altes Wissen zu bewahren. So entstehen digitale Archive, in denen die Fasnet lebt – nicht als Museum, sondern als Bewegung. Und genau das ist der Zauber dieser Zeit: Tradition und Moderne tanzen Hand in Hand.
🔥 Warum die Fasnet mehr ist als nur eine Party
Wer Fasnet nur als „Saufgelage“ versteht, hat nichts verstanden. Die Fasnet ist ein kultureller Spiegel. Sie zeigt, wie tief Humor, Kunst und Gemeinschaftsgefühl in einer Region verwurzelt sind. Der Narr ist der Philosoph der Straße – er darf sagen, was andere nur denken. Er deckt auf, kritisiert, spottet – aber immer mit einem Augenzwinkern.
Vielleicht ist das der Grund, warum die Fasnet auch in Krisenzeiten überlebt. Sie ist Ventil und Trost zugleich, ein gemeinsames Lachen über die Welt – und über sich selbst.
📸 Fazit: Ein Tag, der alles verändert
Am 11.11. um 11:11 Uhr verändert sich die Welt – zumindest ein bisschen. Für ein paar Wochen wird das Leben lauter, bunter, ehrlicher. Menschen begegnen sich wieder mit Humor statt Hektik. Und wer mittendrin ist, spürt es: Die Fasnet ist kein Event, sie ist ein Gefühl. Ein Gefühl von Heimat, Freude und Freiheit.
Darum: Wenn der 11.11. naht, hol die Schellen, den Hut und das Kostüm aus dem Schrank. Zieh los. Lache. Tanze. Und vergiss nie: Der Narr lacht nicht, weil alles gut ist – er lacht, weil er weiß, dass es das werden kann.

